Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Kinder

Nichts in meinem Leben hat mich so bewegt wie das Erleben von Kindern. Immer wenn ich glückliche Kinder erlebe, die lachen, übermütig spielen und sich ans Leben herantasten, springt das Glück auf mich über, die Sorgen verfliegen und die Freude gewinnt die Überhand über die Alltagssorgen. Das Gegenteil passiert, wenn ich unglückliche, schlecht behandelte und gequälte Kinder erlebe.

Trotzdem hatte ich vor dem ersten Kind eine Riesenangst. Meine Sorge war, dass das neue Wesen meine mühsam aufgebaute Welt im wahrsten Sinne des Worte einreißen könnte und dann alles komplett schief gehen würde. Deshalb wollte ich viele Jahre keine Kinder und habe eine Reihe von Jahren mit dem ersten gewartet. Aus irgendeinem Grund habe ich dann es doch riskiert und dann gleich sieben bekommen.

Ich kann mich gut erinnern, wie mich meine erste kleine Tochter, die Sabine, verzaubert hat. Die ersten Wochen und Monate mit dem Baby mit den freundlichen neugierigen Augen und dem unendlich tiefem Lachen, dann die abendlichen „Spaziergänge“ vom kleinen Reihenhaus durch den Garten zum Vorplatz der Garage in milden Herbstsommer. So habe ich mit meinen Kindern unendlich viele Momente des kleinen, stillen und doch ganz großen Glücks erlebt.

Unzählige Abende habe ich Geschichten vorgelesen. Meine Kinder haben mich dann immer wieder mit ihrer Weisheit beeindruckt. Ich glaube, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter über eine beliebig große Weisheit verfügen, die dann leider verfliegt und auch im Alter nur schwer wieder erreicht werden kann.

Eine Reihe meiner mir sehr wichtigen Freunde sind Großvater geworden. Sie haben ihr Leben lang intensivst gearbeitet – und ihre Kinder gar nicht gemerkt. Die „zweite“ Chance als Großvater haben sie dann aber genutzt. Mein Freund Rudi hat deshalb sogar ein Buch für seinen Enkel geschrieben (Geschichten für Philipp. Gott, das Universum, du und ich von Rudolf Jansche (Taschenbuch – 1999). Ein kleines Büchlein, das hat mich sehr beeindruckt hat.

Unsere Kinder sind groß und erwachsen geworden. Da es ja sieben geworden sind, war bei uns über viele Jahre immer etwas „Kleines“ zu Hause. Irgendwie fehlt da zurzeit etwas und ich hoffe, dass ich noch den Status des „Großvaters“ erreichen werde und nochmal etwas ganz besonders schönes erleben darf.

Ich bin mit Frauen meiner Alterskategorie befreundet, die aufgrund ihrer Lebensdynamik, ihres beruflichen Erfolges oder wegen einer Abfolge von unteroptimalen Partnerschaften kinderlos geblieben sind. Eigentlich wollten sie gerne Kinder, aber haben es dann immer verschoben. Jetzt stehen sie kinder- und partnerlos da und stellen sich auf eine lange Zeit des einsamen Altwerdens ein.

Wahrscheinlich gibt im Leben viele Zeitpunkte (vielleicht zu viele), an dem ein Kind gar nicht reinpasst. Aber die Zeit geht rasch vorbei. Vielleicht sollte man sich öfters im Leben auf ein großes und sehr riskantes Abenteuer einlassen.