Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Brot

Brot ist für mich ein Synonym für Nahrungsmittel. Wie ich klein war, hat meine Mutter mit mir und meiner Schwester jeden Abend im „Vaterunser“ auch für „das tägliche Brot“ gebetet. Heute verhungern jedes Jahr Millionen Menschen, deutlich mehr als eine Milliarde kämpfen um das tägliche Brot.

Mitte der 60iger Jahre bis zum Abitur in 1969  hatten wir in Augsburg am Jacob-Fugger Gymnasium einen Direktor namens Dr. Zoller. Ein ganz patenter Kerl, nur ein wenig jähzornig. Das hat sein Ansehen bei uns gemindert. Wenn er auf unserem Schulhof ein weggeworfenes Brot fand, ist er immer ausgerastet. Dr. Zoller war bis Mitte der fünfziger Jahre in Russland in Gefangenschaft, er war ein Spätheimkehrer. Und er muss in der Gefangenschaft schrecklich gehungert haben. Das haben wir in der Klasse diskutiert und verstanden und ihn rehabilitiert.

Heute ärgere ich mich über den Umgang vieler Menschen mit Lebensmitteln. Über die ganz schlanke und schicke Dame, die eigentlich gar keinen Appetit hat, und den Teller nach ein paar Bissen zurück gehen lässt. Über Familien, die die Speisekarte quer durch bestellen und deren Kinder das Essen dann gar nicht anrühren. Über Gaststätten, die meinen, sie müssten mich mit Riesenportionen versorgen, weil dass die Qualität des Essens ausmachen würde. Über Menschen, die gnadenlos viel einkaufen, und das meiste landet dann im Müll. Oft habe ich den Eindruck, dass in Deutschland mehr als die Hälfte der produzierten Nahrungsmittel gar nicht zum Verzehr kommt bzw. auf den Tellern liegen bleibt und in den Müll wandert.

Ab und zu wünsche ich mir die Zeit des Sonntagbratens wieder herbei. Als Kinder haben wir uns immer auf den Sonntag gefreut. Werktags waren Wurst, Fleisch oder Fisch die Ausnahme. Am Sonntag zog der Duft vom knusprigen Braten durch die Wohnung und am Nachmittag gab es sogar noch etwas so Feines wie Kuchen, Windbeutel mit Sahne oder Eis. Das war Luxus pur und wunderschön.

Mittlerweile verstehe ich die Vegetarier ganz gut. Oft habe ich selber Lust, einer zu werden. Der Geist ist da willig, aber das Fleisch schwach …

Für mich sind Nahrungsmittel etwas wertvolles und nicht selbstverständliches. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich eine Bundesrepublik autark ernähren könnte, besonders nicht ohne externen Zufluss z.B. von Kunstdünger. Mir tut es auch weh, wenn immer mehr Boden versiegelt wird.