Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Denunziant

Das größte Schwein im Land… ist der Denunziant

In der SZ (Süddeutsche Zeitung) vom 23. Juni 2008 im Wirtschaftsteil auf Seite 19 befindet sich ein Artikel “Online-Anzeige geplant – Finanzbehörden hoffen auf anonyme Tippgeber“. Auf der selben Seite ist auch ein Kommentar “Finger weg – Die anonyme Anzeige wegen Steuerhinterziehung ist der falsche Weg“. Leider habe ich die Artikel auf der Online-Ausgabe der SZ nicht gefunden, sonst gäbe es hier selbstverständlich einen Link.

Die Aussage des Artikels ist schlichtweg, das die Finanzbehörden Portale für anonyme Anzeigen zu Steuersündern einrichten wollen. “Die Internet-Seiten sollen so verschlüsselt werden, dass der Tippgeber nicht ausfindig gemacht werden kann” heißt es da.

Jetzt verstehe ich schon nicht, wie man übers Internet Anonymität garantieren kann, besonders wenn alle E-Mails und Zugriffe auf Web-Seiten protokolliert werden müssen und ausgespäht werden können. Aber das ist ja nur ein technisches Problem und zeigt wie unbedacht solche Aussagen sind. Anonymität würde ja auch dem “Spaßanzeiger” Tür und Tor öffen. Spaßanzeiger ist übrigens eine neue (Un-)Wortschöpfung von mir und gehört in dieselbe Wortfamilie wie Spaßbieter bei Ebay.

Auch Basisbewegungen wie Attac könnten dann ja so ein Portal einfach zu müllen. Nein, ich glaube viel mehr, dass die garantierte Anonymität auch hier wieder eine sehr relative wäre nach dem Motto: Solange anonym wie (staatlich) erwünscht!

Aber wohin führt das alles? Führen wir jetzt nach Erniedrigung (Hartz IV – ich bin absolut kein Anhänger eines ausufernden Sozialstaates und meine, dass man monetäre Unterstützung durch materielle substituieren sollte, aber ich bin sehr wohl gegen intimste Fragebögen), Überwachung und Ausspähung (Video und Online-Überwachung aber auch gekaufte Daten aus Vaduz) staatlich gefördertes Denunziantentum ein?! Bundesrepublik Deutschland – quo vadis?