Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Strategie

Man sagt, dass jedes Unternehmen und jeder Unternehmer eine Strategie brauchen. Ich war mir da nie so sicher. Natürlich braucht man einen Peil, was man machen möchte und wo man hin will.

Muss dieser aber „strategischen“ Ansprüchen genügen? Sicher braucht ein Unternehmen ein Ziel und eine gewisse Form von Planung. Aber auch die sollte nicht einem 5-Jahresplan eines volkseigenen Betriebs (VEB) ähneln, sondern eher eine Simulation sein, ob ein Unternehmen unter realistischen und vernünftigen Annahmen aller Wahrscheinlichkeit vernünftig existieren kann.

Vor kurzem war ich in einem interessanten Workshop in Zürich. Das Thema war Strategie. Vier Gründer von IT-Firmen aus der Schweiz waren im Workshop vertreten. Sie berichteten über die strategischen Anstrengungen in ihrem Unternehmen. Und haben ihre „Strategie“ vorgestellt, sowohl vorwärts (wie um sie gerungen wurde) und rückwärts (wie sie aus heutiger Sicht erklärt werden kann)! Ein Stichwort war die Opazität. Hochspannend.

Mit Unternehmen ist das immer aufregend. Jedes Jahr neue Erkenntnisse, Überraschungen, Schlüsse, ungeplante Entwicklungen, Einstellen von Aktivitäten, „umplanen“, Chancen erkennen und versuchen zu nutzen …

Ein anderer Schweizer Unternehmer hat bei einem anderen Workshop berichtet, dass jeder Einzelne des Führungsteam, von dem er Teil war, genau weiß, wohin das Unternehmen gehen soll. Sie hätten ihre Strategie betreffend eine viel höhere Einigkeit als über die Wege zur Umsetzung.

Aber sie wären sich auch einig, dass man Strategie nicht aufschreiben dürfe. Strategie wäre so vielseitig und facettenreich, dass sie durch Aufschreiben stark vereinfacht und profan werden würde. Und so ihre Kraft und Faszination verlieren würde.

Man sieht, mit der Unternehmensstrategie ist das so eine Geschichte. Hier meine aktuelle Sicht auf Unternehmensstrategie.

Chance gemeinsam zu lernen

Strategische Arbeit kann helfen, in einem Führungsteam gemeinsam zu analysieren und von einander zu lernen. Man kann versuchen, zusammen den Markt besser zu verstehen, die eigene Position klarer zu bewerten, vorhandene Probleme und Chancen entdecken, „learned lessons“ zu üben …

Aber das hat nichts mit dem Aufbau von Kopfgeburten oder gar einem Wolkenkuckucksheim zu tun, wie es oft als Ergebnis einer „echten“ Strategie erwartet wird.

Formulieren einer Geschichte

Im Strategie-Meeting können Geschichten zu einer gemeinsamen Geschichte zusammen gebracht werden. Und das ist wichtig. Wie schön, wenn alle Mitglieder eines Führungsteams bei getrennter Befragung die gleichen Fragen mit kompatiblen Antworten beantworten können.

Peil und Linie vorgeben

Es ist nützlich, wenn die Mitarbeiter den Eindruck haben, dass ihre Führung weiß, wo es hingeht. Strategische Arbeit kann so gerade in schwierigen Zeiten, wenn gerade auch die Führung sehr wohl weiß, dass es keine einfachen Lösungswege gibt, den Mitarbeitern vermitteln, dass die Unternehmensführung die Dinge unter Kontrolle hat und konkrete Lösungen sieht (auch wenn dem nicht so ist bzw. gar nicht so sein kann).

Kraft der sich selbst erfüllenden Prophezeihung

Ab und zu erfüllt sich die Planung fast von selbst. Bei ehrlicher Betrachtung weiß zwar keiner warum, aber schadet das?

„Der Weg ist das Ziel“

Klingt kühn, ist aber sehr ernst gemeint. Denkt man in langfristigen Maßstäben, dann ist vielleicht Überleben bzw. gesundes Wachstum das einzig vernünftige Ziel. Und dazu braucht man Werte und besondere Stärken. Die Pflege dieser unternehmenswichtigen Assets ist so durchaus ein Ziel, das zentrale Strategie sein sollte. Oder auch nur Selbstverständlichkeit. Aber oft ist es nicht so, das heißt es macht Sinn Selbstverständlichkeiten zur zentralen Strategie zu erklären.

So gesehen finde ich es wichtig, permanent gemeinsam über die Zukunft eines Unternehmens nach zu denken . Aber ob das dann eine “Strategische Planung” glaube ich nicht. Allerdings empfinde ich diesen Begriff an sich schon als anmaßend und unsinnig.