Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Glück

Es gibt das große und das ganz kleine Glück. Es gibt das reine und das fremde Glück. Sie alle sind wunderschön. Glück ist ein erhebendes Gefühl. Aber so oft im Leben ist man gar nicht so richtig glücklich.

Ab und zu denke ich nach, was die glücklichsten Momente in meinem Leben waren. Dann fällt mir immer sofort dasselbe ein: Immer wenn ich ein neues Baby aus der „Entbindungsanstalt“ mit nach Hause nehmen durfte, war es ein ganz großer Moment in meinem Leben. Ich erinnere mich noch gut an die erste Tragetasche aus roten Samt, mit dem ich das neue Baby abgeholt habe. Zuerst durfte ich das Baby gar nicht tragen, weil der Mutter das Vertrauen gefehlt hat, dass der Vater so etwas Schwieriges kann. Aber das war echtes Langzeit-Glück, hielt eher für Wochen als Tage.

Das Sekunden-Glück kenne ich vom Fußball. Wenn mir da in der letzten Minute das entscheidende Traumtor gelingt, ist das auch ein extremes Gefühl. Hält aber nur ein paar Sekunden, höchsten Minuten an. Es gibt auch noch das kleine, ganz stille Glück wie  die abendliche Zufriedenheit, die Wärme des Kamins und das dezente Licht der Lampen nach einem harten Arbeitstag. Das taugt dann auch für ein oder zwei Stunden.

Fremdes Glück kann besonders glücklich machen; ich habe dazu eine besonders tiefe Erinnerung. Eines morgens (ich schätze so um 1960) hatte mein Vater zu Hause in der Rosenaustrasse in Augsburg ein neues kleines Transistorradio auf dem Frühstückstisch stehen, das fröhlich vor sich hin krächzte. Es war ein Grundig Batterie-Radio mit 6 Transistoren (so groß wie aber viel dicker als eine Zigarettenschachtel mit damals 12 Zigaretten für 1 DM) . Ein weißer Kopfhörer mit einem dicken Ohrstöpsel war auch dabei. So ein Radio war damals etwas ganz besonderes und sündhaft teuer, es hat deutlich mehr als 100 DM gekostet, bei einem Preis für die Bäckersemmel von 5 Pfennig war das wirklich viel. Aber mein Vater war so glücklich wie ich ihn selten erlebt habe. Für ihn war das die große Freiheit. Jetzt konnte er überall Radio hören, im Schrebergarten oder wo immer er unterwegs war. Ich glaube nicht, dass mich mein erster Laptop mit WLAN so beeindruckt hat.

Das Radio ist noch heute im meinen Besitz und funktioniert bestens – bestimmt noch so lange wie es analogen Rundfunk geben wird. Es ist eine schönes Erinnerungsstück, das mich heute noch glücklich macht.