Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Faschismus

Faschismus ist für mich ein systemischer Begriff. Nicht der einzelne Mensch verkörpert das Faschistische, sondern anonyme (soziale) Systeme entwickeln sich faschistoid.

Was ist ein faschistisches Systeme? Ich biete als Definition an:

Wenn der eigene Systemerhalt zum alleinigen und alles dominierenden Zweck des Systems wird, ist der Schritt zum Faschismus getan.

Bevor ein Systems in den Faschismus kippt, geht meistens eine Phase der Entpersonalisierung voraus. Das System mehrt seine Macht, indem es Menschen zu willfährigen Funktionären macht.

Die erste Stufe eines faschistischen Systems ist der Obrigkeitsstaat. Er belohnt Menschen für Wohlverhalten und bedroht gegen das System gerichtetes Verhalten mit hohen Strafen.

Die Menschen werden mit fragwürdigen aber oft sehr populären Argumenten verführt, sich als Systemagent in den Dienst des Systems zu stellen und in der Folge faschistisch zu handeln. Das eigentliche Ziel des Systems, der Systemerhalt, bleibt ihnen dabei in der Regel verborgen.

Für ein faschistisches System spielt das Wohl seiner Bürger keine Rolle, auch wenn es fleißig das Gegenteil beteuert. Ein faschistisches System ignoriert die eigenen Gesetze, beugt beliebig beliebig das Recht und ändert es bei Bedarf willkürlich. Auch der weltweit akzeptierte Wertekonsens wird ignoriert oder gar verlacht. Barbarisches Handeln bis hin zum Verbrechen wider die Menschlichkeit oder Völkermord begründet es mit Sachzwängen oder gar Alternativlosigkeit.

Ein faschistisches System sieht und beschreibt sich gerne als Opfer von weltweiten Entwicklungen; die eigenen Maßnahmen werden gerne als Notwehr beschrieben, so grauenhaft sie auch sein mögen.

Die größte Verantwortung eines Bürgers ist, das soziale Staatssystem, in dem er zu Hause ist, permanent und mit großer Aufmerksamkeit auf Symptome von Faschismus zu prüfen. Es gilt das berühmte „Wehret den Anfängen“, zu schnell kann aus einem kleinen Brand ein großer werden.

Dazu gehört aber Zivilcourage und konstruktiver Ungehorsamkeit, zwei wichtige Tugenden, die in der Gesellschaft positiv bewertet und gefördert werden sollten. Als Teil eines Immunsystems gegen Faschismus.