Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist aber ein vieldeutiger und schwieriger Begriff.

Wenn ich an Nachhaltigkeit denke, dann fallen mir Bedeutungen ein wie das emsige Dranbleiben, der konsequente und starke Einsatz für etwas oder das nicht locker lassen in seinen Bemühungen.

Mir wichtig ist der Wert der Nachhaltigkeit im Sinne von Bewahren der vorhandenen Ressourcen, als Gegenteil des auf „Nimmer Wiedersehen“ Verbrauchen, wie es so oft in den letzten Jahren passiert ist.

Nachhaltigkeit ist ein mir sehr wichtiger Wert. Das deutsche Wort Nachhaltigkeit gibt nicht auf Anhieb wieder, was mit dem englischen „sustainability“ weltweit gemeint ist, wenn es um die Bewahrung unseres Planeten geht.

Besonders wichtig finde ich das nachhaltiges Wirtschaften bei sozio-ökonomischen Systemen, wie bei einem Unternehmen. Nachhaltiges Handeln hat viele Facetten und Dimensionen. Es beginnt bei der Kapitalisierung.

Bei der InterFace AG, für die ich ja schon mehr als 25 Jahre verantwortlich bin,  gibt es eine Tradition, die wir seit 25 Jahren einhalten. Von jedem Jahresüberschuss wird ein wesentlicher Teil – in der Regel die Hälfte – in die Rücklagen eingespeist. Deswegen haben wir heute eine Eigenkapitalisierung (Eigenkapital und Rücklagen) von deutlich über 2 Millionen EURO. Das, obwohl wir 1984 mit 100.000,- DM (ungefähr 50.000 EURO) gestartet sind.

Unser Eigenkapital hat sich in 25 Jahren um das Fünfzigfache vermehrt. Das war bei uns möglich, weil (fast) alle Aktien in Händen von Menschen sind, denen das Unternehmen sehr nahe steht und die so immer auf einen wesentlichen Teil ihrer Dividende verzichtet haben. Das ist natürlich keine Selbstverständlichkeit. Und es ist als Aktionär nicht immer ganz leicht, zu dieser Regel zu bestehen. Bedeutet sie doch, dass ziemlich viel vom verdienten Geld im Risiko steht.

Aber die guten Rücklagen machen es uns leichter, wenn z.B. deutsche Großkonzerne ihre Zahlungsziele einseitig auf 90 Tage und mehr ausdehnen.

Es gibt Güter im Unternehmen, die wichtiger als Geld sind. An erster Stelle sehe ich das Vertrauen. Bei diesem Gut darf man von Nachhaltigkeit schon gar nicht mehr reden, denn Vertrauen darf nie und auch nicht schonend abgebaut werden. Um Vertrauen muss man täglich kämpfen, unternehmerisches Arbeiten kann auch als eine einzige große Bemühung gesehen werden, Vertrauen zu mehren.

Und man denke an die vielen anderen Werte, die ein Unternehmens stark machen:

Das Wissen und Können der Mitarbeiter, ihr Wille zur Qualität und ihre Fähigkeit erfolgreich nach außen und innen zu kommunizieren. Oder auch die Bereitschaft, Verantwortung und Führungsaufgaben zu übernehmen und ihr Wille, „Vorbild zu sein“.

Ein Unternehmen benötigt gelebte Eigenverantwortung und intrinsische Motivation aller Mitarbeiter, um langfristig erfolgreich zu sein. Die Arbeit muss überwiegend aus freiem Willen erfolgen, alle Stakeholder müssen einen gesunden Stolz auf ihre Leistung entwickeln und sich ausgewogen mit dem Unternehmen identifizieren können.

All diese Schätze sind vom permanenten Schwund bedroht und müssen bewusst von allen Beteiligten möglichst gemeinsam gepflegt, bewahrt und weiterentwickelt werden.

Wissen veraltet und bedarf des permanenten Lernens. Kluger Wandel und sinnvolle Dynamik sind notwendig, um zu vermeiden, dass Betriebsblindheit und Lähmung durch Routine eintritt. Die Bereitschaft, sich mit Neuem auseinander zu setzen und sich selber wie vorhandene Prozesse zu ändern, muss vorhanden sein.

All das ist für die Nachhaltigkeit wichtig. Ein Unternehmen, dass die Nachhaltigkeit aufgibt und Raubbau an seinen Ressourcen übt, stirbt früher oder später. Nur ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen hat Chancen, über die Jahre und Jahrzehnte lebendig zu bleiben.

So braucht jedes Unternehmen eine der Nachhaltigkeit verpflichtete Unternehmenskultur. Aber die zu erreichen, bedarf einer permanenten Anstrengung. Und ohne Mitstreiter, die im Team an einem Strang ziehen, geht sowieso nichts.