Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Medizin

Den medizinischen Fortschritt kenne ich partiell an. Zum Beispiel empfinde ich es einen echten Fortschritt, wie exzellent die Chirurgie Verletzungen „reparieren“ kann. Ein Achillessehnen- oder Kreuzbandriss war früher das finale Aus für einen Sportler, heute leistet die Medizin hier wirklich Herausragendes.

Die vorbeugende Seuchenbekämpfung durch moderne Impfstoffe erscheint mir auch nützlich. Auch verstehe ich den Sinn von z.B. einem Schlangenserum – obwohl es praktisch nie gebraucht wird und z.B. in Europa nur an ganz wenigen Stellen verfügbar ist, witzigerweise meist nicht in den Ländern, wo die giftigen Schlangen leben. Und auch die Wirksamkeit von Antibiotika kann ich nachvollziehen – obwohl diese in den letzten Jahren wohl vielen Menschen, die nicht an Bakterien- sondern Virenkrankheiten gelitten haben unnötigerweise verabreicht wurden.

Ansonsten ist aber mein Vertrauen in die Medizin allgemein und in die Pharmazie im Besonderen geschwunden. Sicher gibt es ein paar klassische und vielleicht auch neue Medikamente, die Beschwerden lindern, Krankheiten heilen und Leben verlängern helfen. Die meisten Medikamente erscheinen mir aber mehr schädlich als nützlich. Wenn man die Ergebnisse von Versuchen mit Placebos liest, ist ihre Wirksamkeit zumindest sehr fraglich.

Wahrscheinlich hilft oft der Glaube mehr als der Wirkstoff. Und ich denke mir, dass die Medizin uns auf gefährliche Art und Weise suggeriert, man könne alle Leiden heilen.

Auch dass namhafte Pharmazie-Konzerne ihre Umsätze wesentlich mit Medikamenten zur Senkung des Cholesterin-Spiegels oder zur Erhöhung der Errektionsfähigkeit von Männern erzielen, erhöht mein Zutrauen in die Medizin auch nicht. Spannend finde ich auch, wenn ein Konzern mit Medikamenten gegen Vogelgrippe wie Tamiflu sein Ergebnis rettet, besonders wenn weder die Bedrohung durch die Krankheit noch die Wirksamkeit des Medikaments nachgewiesen ist und am Schluss wahrscheinlich bei der Entsorgung nochmal verdient wird.

Ein wichtiger Teil der Medizin wäre doch vernünftig leben: Nicht Rauchen, wenig Alkohol, viel Bewegung an der frischen Luft, kein Übergewicht und so weiter. Ich habe mal gelesen, dass Menschen, die sich die Hände regelmäßig mit kaltem Wasser waschen und sich zwei mal täglich je 20 Minuten an der frischen Luft bewegen kaum von Erkältungen heimgesucht. Und dass Rückenleiden am besten durch Gewichtsreduzierung und Aufbau unterentwickelter Muskeln begegnet werden kann.

Ich finde es leichtfertig, wie selbstverständlich in unserer Gesellschaft bei Beschwerden zu Tabletten gegriffen wird. Und wenn ich mich in einer Apotheke umschaue, erschrecke ich über die Vielzahl der mich angeblich gesund machenden Produkte.

Als eine schwerwiegende Fehlentwicklung empfinde ich den Umgang der Medizin mit sterbenden Menschen. Beim Versuch besonders das Leben von älteren Menschen zu verlängern habe ich persönlich im wahrsten Sinne des Wortes Grauenvolles erlebt.

Medizin dient nicht mehr dem Menschen sondern hat zum profitorientiertes Geschäft entwickelt

Kurz gesagt: Gesundheitsvorsorge ist mir lieber wie eine aufwendige und meistens ursächlich erfolglose Behandlung gegen die Leiden. Wie oft im Leben ist es besser, die Ursache bekämpfen als zu versuchen, die Symptome zu beseitigen.