Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Ärzte

Als Kind waren Ärzte für mich „Götter in Weiß“. Ihre Kunst und ihr Handwerk war etwas ganz besonderes. Ärzte schienen mir Herr über Leben und Tod, der Eid des Hippokrates gab ihnen einen märchenhaften Status.

Dann hat mir ein Arzt die Mandeln entfernt. Da war ich vielleicht 10 Jahre. Sicher war ich im Winter öfters erkältet gewesen. Ein Belegbett im Krankenhaus war aber erst im Frühling frei. So wurden mir im Frühling die gesunden Mandeln entfernt. Der Arzt war in Augsburg bekannt wegen seiner Tüchtigkeit und seines Wohlstandes.

Heute vermisse ich meine Mandeln und lese, dass dieses Gewebe doch einen Nutzen hat und dass Menschen, denen die Mandeln entfernt worden sind, öfters an Krebs im Bereich des Rachens leiden.

Jetzt gehe ich nur noch zum Arz, wenn ich ein Problem oder Beschwerden habe, bei dem ich nach einer möglichst objektiven Bewertung eine echte Verbesserung der Heilungschancen durch eine medizinische Behandlung erwarten kann. Bei dieser Entscheidung ziehe ich qualitativ hochwertige Beratung aus der Schulmedizin dazu (in Form eines meist telefonischen Beratungsgesprächs mit Ärzten, mit denen ich befreundet bin).

Meistens ist das Ergebnis, dass mir da die Medizin auch nicht so richtig helfen kann (Ein Schnupfen ist nach 7 Tagen vorbei, mit Arzt dauert es nur eine Woche). So war ich in den letzten 20 Jahren nur noch vier mal in ärztlicher Behandlung. Medikamente habe ich die letzten 30 Jahre außer zwei mal Antibiotika auch keine mehr genommen, auch die Anzahl von verwendeten Salben etc. beschränkt sich auf Minimales.

Vor zwei Jahren hatte ich wieder ein typische Arzt-Erlebnis. Ein immer stärker werdendes schmerzhaftes Ziehen im Rücken machte mir Sorgen. Nach einem Beratungsgespräch bei Gottfried (meinem Lieblingsmedizinmann und Freund) ging ich zu einer ersten Adresse der Branche Orthopädie bei uns um die Ecke. Eine ganz noble Praxis mit aufwendig gemachten Reklamebroschüren in Deutsch, Englisch und Französisch.

Dann kam das volle Programm: Erst Röntgen, dann der Computertomograph. Alles sehr aufwändig und teuer. Dazu auch noch Massage. Vor der Operation wollte der behandelnde Arzt noch gezielt Nerven betäuben bzw. veröden um festzustellen, was die Ursachen sein könnten. Da bin ich dann ausgestiegen.

Ich habe mich selbst analysiert und kam darauf, dass ich eine Fehlhaltung haben könnte, weil meine Hosen doch recht eng waren und ich den von vielen Karten dicken Geldbeutel immer in der rechten hinteren Gesäßtasche getragen habe, was wohl besonders beim Sitzen (im Büro oder Auto) ziemlich unteroptimal war. Da habe ich mir die Hosen eine Nummer größer gekauft und den Geldbeutel in der Brieftasche der Anzugsjacke getragen. Hat zwar mein Outfit leicht verschlechtert, dafür sind die Rückenschmerzen ziemlich verschwunden.

In der Zeitung habe ich dann gelesen, dass die meisten Rückenoperationen (wie übrigens auch Meniskusoperationen) mittel- bis langfristig mehr schaden als bringen. Und das das beste gegen Rückenschmerzen viel Bewegung und kein Übergewicht wäre.

Mein Vater hatte im Alter von 87 Jahren Leukämie. Die Ärzte haben ihn mit Medikamenten behandelt, die monatlich mehrere Tausend Euros kosteten (Er war Beamter und so Privatpatient). Am letzten Zyklus ist er dann gestorben. Die offenen Rechnungen musste ich überweisen. Habe selten in meinem Privatleben so hohe Beträge überwiesen und Erstattungsanträge ausgefüllt.

Ich könnte noch mehr Dinge von ärztlicher Behandlungen aus meinem engsten Kreis erzählen, die mich erschüttert haben.

In meinem Freundeskreis sind natürlich auch Ärzte dabei. Manche davon sind ganz anständig und scheinen auch das Wohl ihrer Patienten bei ihren Überlegungen zu berücksichtigen. Aber letzten Endes sind sie Unternehmer, die ihr Personal und ihre Geräte auslasten müssen und den richtigen Behandlungs-Mix für die Abrechnung hinkriegen müssen.