Roland M. Dürre

Evolution – Innovation – Kommunikation

Intern

Geburt / Tod

An meine Geburt kann ich mich nicht mehr erinnern. Vor meinem Tod habe ich Angst.

Der Tod ist vielleicht das letzte intensive Erlebnis im Leben eines Menschen. Auch eine Möglichkeit, es zu betrachten. Klingt zwar zynisch, so nach dem letzten Kick, passt aber irgendwie in unsere Erlebnis-Gesellschaft.

Ich meine bei mir wahrzunehmen, dass die Angst vor dem Tod mit zunehmendem Alter ein wenig abnimmt. Ganz so sicher bin ich mir da auch wieder nicht und so habe ich immer noch ganz schön Bammel vor dem Sterben. In den jungen Jahren war das noch schlimmer. Antworten auf die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ wurden durch den Tod erschwert und haben mich oft in Verzweiflung getrieben. Aber wie gesagt wird es besser.

Ein Freund hat mir von einer Theorie berichtet, nach der das Sterben im Kreislauf der biologischen Systeme notwendig sei, damit die Instanzen des Lebens sich von Parasiten reinigen können. Der Gedanke leuchtet mir ein. Der Tod wäre dann so etwas wie ein Reinigungsprozeß für die nächste Generation.

Noch denke ich aber am liebsten nicht an den Tod, nicht an meinen eigenen und auch nicht an den Tod von Menschen, die ich mag. Und hoffe, dass es so bleibt wie es ist und möglichst nichts passiert. Und versuche, mich am Leben zu freuen.

Und wenn ich dann doch sterben muss, hoffe ich, dass es mir gelingt und ich mir im letzten Moment sagen kann, dass ich aus meinem Leben im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas Ordentliches gemacht habe.

Ansonsten könnte es nach dem Tod gut so sein wie vor der Geburt?